Marke der Woche: Nackter Skandal!
Bei nahezu allem, was der Mensch tut, kommt es auch auf den richtigen Zeitpunkt an. Manche Postverwaltung weist in ihren aktuellen Presseinformationen auf die Neuerscheinungen von 2009 hin. Das überzeugt nicht wirklich. Andere hingegen, wie die postalische Heimat der heutigen Marke der Woche Monaco, verfolgen eine gegenteilige Strategie. Sie veröffentlichen gern ihre Jubiläums-Sondermarken bereits im Jahr davor. Das ist ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen, erleichtert aber die rechtzeitige Bestellung des gewünschten Motives. Der Künstler, um den es dabei geht, war allerdings seiner Zeit soweit voraus, dass er für sein Werk von der Masse am liebsten gesteinigt worden wäre, von einer kleinen erlesenen Schar der Bewunderer hingegen auf dem Olymp gehoben wurde. Apropos… „Olympia“ heißt das heute durchaus als Meisterwerk gefeierte Werk von Édouard Manet, welches Monaco am 3. Dezember auf Sondermarke ehrt. (…weiter…)
Manets Laufbahn verlief anfangs ebenso turbulent wie seine spätere Rezeption. Dem Wunsch seiner Eltern, als Jurist zu Ehren zu kommen, vermochte er nicht zu entsprechen. Schlechtes Benehmen und eben solche Leistungen prägten bereits seine schulische Lehrzeit. Sein jugendlicher Wunsch, zur Marine zu gehen, hätte diese Kerben vielleicht ausgewetzt, wäre er nicht durch die Aufnahmeprüfung für die Marineakademie gefallen. Vor dem zweiten Versuch schiffte der junge Manet sich – quasi um in die Materie besser einzutauchen – erst einmal auf einem Schulschiff nach Brasilien ein, wo er allerdings dann weniger der Nautik als vielmehr der Schönheit der brasilianischen Damen verfiel. Derart ästhetisch geschult war nach sechs Monaten dann auch keine Rede mehr von der Marine. Maler wollte er werden.
Und das wurde er auch. Trotz Differenzen mit seinem Lehrer schaffte er es, sich mit den Jahren einen eigenen Stil zu erarbeiten. Er fand Einlass in die Kunstszene, die darstellende wie auch die musische. Baudelaire zählte zu seinen Freunden. Das Pariser Leben war derzeit sicherlich ein sinnenfrohes. Und so verwundert es nicht, dass Manet neben Werken mit eher klassischen Motiven auch viel nackte Haut zeigte. Das polarisierte. Mancher Impressionist berief sich später auf Manet als Inspiration. Doch mit der Veröffentlichung des 1863 abgeschlossenen Porträts der „Olympia“, der allgemeinen Auffassung nach einer Prostituierten, die ihren Freier fixierte, löste er 1865 einen handfesten Skandal aus. Das Bildungs-Volk pöbelte – und kam dennoch scharenweise, um das schändliche Werk zu betrachten. Das Gemälde musste sogar höher gehängt werden, um zu vermeiden, dass es von erzürnten Kunstfreunden beschädigt wurde. Es war nicht nur das Motiv, es war auch sein Stil, der schockierte. Manets Ästhetik war bereits weiter als der Zeitgeist. Nach seinem Tode fand sein Schaffen schließlich die verdiente Würdigung. Er starb übrigens an Syphilis, was sicherlich auch viel mit nackter Haut zu tun hatte, aber seinerzeit in den besten Familien vorkam. Immerhin…
Ostafrika 2021/2022
978-3-95402-372-1
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