Der Kleine Prinz
„Autorität beruht in erster Linie auf der Vernunft. Wenn du deinen Leuten befiehlst, sich ins Meer zu stürzen, werden sie sich auflehnen. Ich habe das Recht, Gehorsam zu fordern, weil meine Befehle vernünftig sind.“
75 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Literaturwerkes „Der Kleine Prinz“ in Frankreich ist dieses Zitat aus dem zehnten Kapitel aktueller denn je, scheint doch das Prinzip der Vernunft aus dem Bewusstsein unzähliger Politiker und Obrigkeiten verschwunden zu sein. Am 12. April 2021 erinnert die französische Post mit einer Sonderbriefmarke an die Erstveröffentlichung im Hexagon. „Der Kleine Prinz“ erschien 1943 erstmals in französischer und englischer Sprache in New York. Im April 1946 veröffentlichte der Verlag „Éditions Gallimard“ das Werk in Frankreich.
Antoine Marie Jean-Baptiste Roger Vicomte de Saint-Exupéry (kurz Antoine de Saint-Exupéry) befasst sich in diesem Werk mit dem moralischen Denken und der Welterkenntnis. Mehr denn je hat das in 361 Sprachen übersetzte Werk seine Gültigkeit als Kritik am Werteverfall der Gesellschaft. Der Autor Antoine de Saint-Exupéry vermittelte im kleinen Prinzen die wahren Werte des Lebens. Die in meinen Augen wichtigste Botschaft des Werkes befindet sich im Zitat „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Die Wüste erleben
Während wir in einer Welt des Überflusses und Komforts leben, lädt de Saint-Exupéry uns ein, die Wüste und ihre Härte zu erleben. In dieser trockenen Welt gibt der Mangel den Sinn für die einfachen Dinge wieder, etwa einen Schluck Wasser. Vor allem aber macht der Autor uns bewusst, dass wir alle tief im Inneren eine Leere haben, etwas, das uns fehlt, während wir alles besitzen. Verdeutlichen lässt sich diese Aussage de Saint Exupérys mit dem Zitat „Ich habe die Wüste immer geliebt. Man sitzt auf einer Sanddüne. Man sieht nichts. Man hört nichts. Doch etwas leuchtet in der Stille … ,Es macht die Wüste schön‘, sagte der kleine Prinz, ,dass sie irgendwo einen Brunnen verbirgt.‘ Ich war überrascht, plötzlich verstand ich dieses geheimnisvolle Leuchten des Sandes.“
Das Leuchten des Sandes lernte der Autor hautnah kennen, als er am 29. Dezember 1935 bei einem Versuch, den Streckenrekord Paris – Saigon aufzustellen, 200 Kilometer vor Kairo in der ägyptischen Wüste abstürzte. Er und sein Mechaniker Prévot überlebten die Bruchlandung unverletzt, waren jedoch ohne ausreichenden Trinkwasservorrat der Hitze der Wüste ausgesetzt. Nach einem fünftägigen Marsch durch die Wüste stießen sie auf eine Karawane und wurden gerettet.
Pionier in der Luftpost
Jetzt aber genug vom herumphilosophieren. Der Name des Autors steht als Synonym für Postgeschichte, genauer gesagt als Postflieger. Nach mehreren Umwegen absolvierte Antoine eine Ausbildung als Pilot. Während seiner Laufbahn, die er teilweise in Militärkreisen verbrachte, schrieb er mehrere Kapitel in der französischen Luftpost, genauer gesagt beim Unternehmen „Aeropostale“.
Vor dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte der Unternehmer Pierre-Georges Latécoère die Idee, Flugzeuge zur interkontinentalen Briefbeförderung einzusetzen. Eine der bekanntesten ersten internationalen Fluglinien verband die drei Kontinente Europa-Afrika-Südamerika untereinander. Die 14 000 Kilometer lange Flugroute verlief vom französischen Standort Toulouse über Casablanca nach Dakar, anschließend Buenos Aires und Santiago in Chile.
Antoine de Saint-Exupéry war einer der Pioniere im Unternehmen von Latécoère. Die damalige Technik war alles andere als zuverlässig. Die Sichtnavigation, technische Defekte sowie Not- und Bruchlandungen gehörten zum Alltag. Auch die Funkverbindungen waren zu jenem Zeitpunkt nicht gewährleistet, oftmals überquerte Latécoères Flugzeugflotte „Aeropostale“ die Weltmeere im Duett. Der Postflieger de Saint-Exupéry eilte häufig notgelandeten Kollegen zu Hilfe. Für die Rettung von insgesamt 14 Piloten wurde er 1930 mit dem höchsten Orden Frankreichs, der an Zivilisten vergeben wird, dem „Chevalier de la Légion d’Honneur“ ausgezeichnet.
Mysteriöser Tod
1926 wurde de Saint-Exupéry Leiter des Wüstenflugplatzes Kap Juby, einem Aeropostale-Stützpunkt der Luftpostlinie zwischen Toulouse, Dakar und Südamerika. Nach einer Fortbildung in Navigation bei den Marinefliegern in Brest reiste er für seine Gesellschaft nach Argentinien mit dem Ziel, Südamerikas Flugpost- und Luftfrachtlinien einzurichten.
Seine Erlebnisse und Erfahrungen während den ersten Nachtflügen verarbeitete er in dem Roman „Vol de nuit“ („Nachtflug“, Dezember 1930). Am 31. Juli 1944 startete de Saint Exupéry zu einem Aufklärungsflug für die Luftstreitkräfte vom Flughafen Bastia in Richtung Grenoble. Von diesem Flug kehrte er nie zurück. Die Todesumstände sind bis heute nicht aufgeklärt. Vermutet werden ein Abschuss, Unglück oder Suizid.
André Feller
Mitteleuropa 2022 (E 2)
ISBN: 978-3-95402-382-0
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