100. Geburtstag von Helmut Schmidt
Als Bundeskanzler stand der Sozialdemokrat Helmut Schmidt für einen entschiedenen Widerstand gegen den Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF). Bei der Entführung der „Landshut“ im Oktober 1977 mit 91 Menschen an Bord verantwortete er, dass die Bundesgrenzschutz-Spezialeinheit GSG 9 das Flugzeug im somalischen Mogadishu stürmen sollte. Die Befreiungsaktion glückte. Als der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Hans Martin Schleyer von der RAF im September desselben Jahres entführt wurde, beschlossen Schmidt und seine Berater, den Forderungen der Terroristen nicht zu entsprechen. Man versuchte stattdessen, den Ort zu finden, an dem der Entführte gefangen gehalten wurde. Es gelang nicht rechtzeitig. Schleyer wurde ermordet. Mit beiden Terrorakten während des „Deutschen Herbsts“ wollte die RAF inhaftierte Mitglieder freipressen. Unter anderem ging es um die Anführer der kriminellen Gruppe, Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Sie saßen in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart in Stammheim, einem Stadtteil von Stuttgart. Die RAF verübte seit Beginn des Jahrzehnts brutale Anschläge, Attentate und Geiselnahmen. Bei der Flugzeugentführung arbeitete sie mit palästinensischen Terroristen zu- sammen. Mit den Taten im Herbst 1977 erreichte ihre Gewalt eine Zuspitzung. Schmidts Haltung war, dass immer weitere Geiselnahmen, Morde und Gewalttaten folgen würden, wenn man den Erpressungen der Terroristen nachgab.
Kanzler a.D.
Am Ende der 1970er-Jahre plädierte Bundeskanzler Schmidt für den NATO-Doppelbeschluss. Dieser beinhaltete einerseits Nachrüstung und andererseits Rüstungskontrolle. Es sollten Mittelstreckenraketen zum Transport von nuklearen Sprengköpfen in westeuropäischen Staaten aufgestellt werden. Hatte die Sowjetunion solche doch zuvor in Osteuropa positioniert. Gleichzeitig sollten Gespräche und Angebote zur Rüstungsbegrenzung und Abrüstung in Europa zwischen den USA und der UDSSR gemacht werden. Der Beschluss wurde am zwölften Dezember 1979 von den NATO-Mitgliedsstaaten in Brüssel verabschiedet. In Deutschland sammelten sich in der Friedensbewegung die Gegner der von Schmidt getragenen Rüstungspolitik. Ihre Kritik äußerten sie zum Beispiel bei der großen Kundgebung im Bonner Hofgarten am zehnten Oktober 1981, städteübergreifenden Menschenketten sowie dem dauerhaften friedlichen Protest am geplanten Raketenstützpunkt im Baden-Württembergischen Mutlangen. Auch in Schmidts Partei gab es Kritiker seiner Rüstungspolitik. Schließlich stimmte der Deutsche Bundestag am 22. November 1983 der Stationierung der Raketen in Deutschland zu.
Als Hamburger Senator stand Schmidt den Krisenmaßnahmen während der Sturmflut des Jahres 1962 vor. Es wurden Bundeswehrgeräte und -soldaten angefordert, die Hilfe leisteten.
Auch nach seiner Zeit als Politiker galt Schmidt über Jahrzehnte und bis ins hohe Alter nicht nur als Experte, sondern auch als Intellektueller mit dem reflektierten Blick auf größere Zusammenhänge. Schmidts Meinungen zu aktuellen außen- und innenpolitischen Themen fanden in der Öffentlichkeit durch Interviews und Artikel in Zeitungen sowie im Fernsehen Gehör. Als er kein Amt und keine Regierungsverantwortung mehr trug, wurde er zum Beobachter und Kommentator. Seine Beliebtheit wuchs dabei. Schmidt gehörte der Kriegsgeneration an. Er hatte die nationalsozialistische Diktatur und den Zweiten Weltkrieg erlebt. Seine politische Karriere spielte sich während des Kalten Kriegs zwischen den Blöcken West und Ost ab. In seinen späteren Jahren konnte Schmidt vermitteln, wie die Politik in Deutschland während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts davon beeinflusst war und was man daraus lernen musste.
Sein Auftreten war charismatisch. Schmidt formulierte seine Aussagen bedacht und gleichzeitig klar und verständlich. Es gelang ihm, lebens- und amtserfahrene Weitsicht und Tiefsinn mit menschlich-sympathischem Klartext und Bodenständigkeit zu verbinden. Vor allem dem alten Schmidt verlieh dies einen Anklang von Weisheit. Kritische Betrachter erkannten in seinem Auftreten jedoch auch Selbstdarstellung und Eitelkeit. Typisch und fast schon legendär war außerdem, dass Schmidt sich bei Interviews eine Zigarette nach der anderen anzündete.
Helmut Schmidt kam am 23. Dezember 1918 in Hamburg zur Welt. Er besuchte das Gymnasium und machte 1937 das Abitur. Während des Zweiten Weltkriegs war Schmidt Soldat bei der Luftwaffe. Gegen Ende des Kriegs geriet er in britische Gefangenschaft. 1942 heiratete Schmidt Hannelore Glaser, genannt Loki. Die beiden hatten zwei Kinder. Ihr Sohn starb jedoch noch vor dem ersten Geburtstag. Das Ehepaar blieb zeitlebens verheiratet.
Deutschland ehrt Politiker mit Briefmarke
Nach dem Krieg und der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft absolvierte Schmidt ein Studium der Volkswirtschaftslehre und Staatswissenschaften. 1946 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein. Im Jahr darauf wurde er Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes. Seine berufliche Laufbahn begann Schmidt als Referent in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Hamburg. 1958 wurde er zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag sowie den Bundesvorstand der SPD gewählt. Während der ersten Hälfte der 1960er-Jahre amtierte er sowohl als Polizei- wie auch als Innensenator Hamburgs. 1966 wurde Schmidt SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Drei Jahre später machte ihn der neue Bundeskanzler Willy Brandt zum Verteidigungsminister. Zwischen 1972 und 1974 bekleidete Schmidt das Amt des Finanzministers.
Am 16. Mai 1974 wurde er der Nachfolger Brandts, der wegen der aufgedeckten Spionagetätigkeit seines engen Mitarbeiters Günther Guillaume für die DDR zurückgetreten war, und fünfter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Im Oktober 1976 gewann er bei der Bundestagswahl gegen den CDU-Spitzenkandidaten Helmut Kohl. Auch vier Jahre später setzte sich Schmidt gegen den CSU-Kandidaten Franz Josef Strauß durch. Die Koalition mit der FDP sowie Schmidts Amtszeit endeten 1982 vorzeitig. Es kam zu einem konstruktiven Misstrauensvotum im Bundestag.
Schmidt war nach seiner politischen Karriere als Herausgeber und Verleger der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit tätig. Er arbeitete außerdem als Autor zahlreicher Beiträge sowie Bücher. Der Bundeskanzler a.D. starb am 15. November 2015.
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