Briefmarke des Monats: Zwischen Witebsk und Paris
Auf der Sondermarke „Kirchenfenster“ in der Serie „Weihnachten“ der Deutschen Post AG vom zweiten November ist ein Bild Marc Chagalls zu sehen. Es ziert ein Fenster in der Kirche St. Stephan in Mainz.
Expressionismus, Fauvismus und Symbolismus
Chagall ist einer der bedeutendsten und berühmtesten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Werke kennt man nicht nur aus Museen und Ausstellungen. Man begegnet ihnen auch desöfteren im Alltag, etwa in Bildbänden, Kalendern oder Postkarten, die in Schaufenstern und Geschäften ausliegen. Chagalls Oeuvre wird der kunsthistorischen Epoche der Moderne zugeordnet. Man findet in seinen sehr eigenständigen und individuellen Arbeiten jedoch Elemente verschiedener Stilrichtungen dieser Phase. Es lassen sich Merkmale sowohl des Expressionismus, Fauvismus und Symbolismus als auch des Surrealismus und Kubismus erkennen.
Wiederkehrende Motive
Zudem beinhalten Chagalls Bilder wiederkehrende Elemente und Symbole aus der osteuropäischen Folklore sowie der jüdischen Religion und Kultur. Zum Beispiel malte er oft Tiere, Geiger, Kerzenleuchter, Jesus Christus am Kreuz, dörfliche und bäuerliche sowie Zirkusszenerien. Auch werden bisweilen innig verbundene und zärtliche Liebende dargestellt. Die Kunstwerke Chagalls haben außerdem einen traumartigen und entrückten Charakter. Etwa schweben und fliegen die Figuren wie Engel und erscheinen als Fabelwesen.Chagall selbst sagte, dass die typischen Motive in seinen Bildern seiner Kindheit und Herkunft entstammten. Auch erklärte er, dass seine beiden Ehefrauen im Lauf seines Lebens eine fortwährende Inspiration waren.
Zweite Heimat
Chagall kam 1887 im russischen Witebsk zur Welt. Sein Geburtsname lautete Mojsche Segal. Er wuchs in einem orthodox-jüdischen Arbeiterumfeld und als ältester von neun Geschwistern auf. Noch als Junge nahm er Malunterricht an der privaten Witebsker Kunstschule und beim Künstler Jehuda Pen. Dessen Vorbild folgend, ging Chagall mit knapp 20 Jahren nach St. Petersburg, um Malerei zu studieren. Ausgehend von einem Studienaufenthalt, ließ er sich dann in Paris nieder. Die reiche und lebendige Kunstszene der französischen Hauptstadt mit den Museen und Werken vieler großer Künstler empfand er als überaus befreiend und anregend. Auch knüpfte er Kontakte mit Kollegen. Paris, sagte Chagall, war seine zweite Heimat, „sein zweites Witebsk“.
Bella und Wawa
1914 kehrte der Maler nach Witebsk zurück, um seine Familie sowie seine Verlobte zu besuchen. Letztere, Bella Rosenfeld, stammte ebenfalls von dort. Der Erste Weltkrieg begann. Deshalb heirateten die beiden in Russland, statt in Paris. Erst zehn Jahre später zogen sie mit ihrer zu diesem Zeitpunkt achtjährigen Tochter Ida dorthin. Bella starb 1941 an den Folgen einer Infektion. Bevor er Anfang der 1950er-Jahre seine zweite Ehefrau Walentina Brodsky, genannt „Wawa“, kennenlernte, hatte der Witwer Chagall während der Zeit seines Exils in den USA eine Beziehung mit Virginia Haggard McNeil. Aus dieser Liason ging der Sohn David hervor. Mit Wawa lebte Chagall bis zu seinem Tod in der südfranzösischen Provence. Er starb am 28. März 1985.
Serie im gedruckten BMS
Die „Briefmarke des Monats“ ist eine Beitragsreihe in der Printausgabe des BRIEFMARKEN SPIEGEL, die wir auch online präsentieren. Jeden Monat stellen wir eine neue Briefmarke oder einen neuen Block vor. Die aktuelle Neuausgabe wurde in der Ausgabe 11/2018 vorgestellt, die seit 26. November 2018 im Handel erworben werden kann. Abonnenten erhalten das aktuelle Heft immer ein paar Tage vor dem Erstverkaufstag direkt in den Briefkasten und sparen dabei noch Geld.
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