Toskana für´s Album
Sanfte Hügelketten und Olivenhaine, berühmte Rebkulturen und malerische Städte. Das ist die Toskana. Eine Landschaft von einzigartiger Schönheit, die Ruhe und Harmonie ausstrahlt. Die Wiege der Renaissance. In unserer Zeit kommen jährlich über 15 Millionen Touristen, bewundern die Kulturschätze von Florenz, wandern durch die Weinberge des Chianti-Gebietes oder suchen Heilung in den Thermalquellen von Chianciano Terme.
Die staatliche Post Italiens gab in den letzten Jahren mehrere Sondermarken heraus, die für die Toskana werben. Zum Beispiel innerhalb der Serie „Regionen des Landes“, des Weiteren unter dem Motto „Besucht Italien“ und nicht zuletzt innerhalb der großangelegten Reihe Selbstklebender, die den besten Weinen des Landes gewidmet ist. Doch schon 1851, zu den Anfängen der Markenzeit, erschien der sitzende Löwe von einem florentinischen Denkmal des berühmten Bildhauers Donatello auf einer Marke. Ausgegeben durch das Großherzogtum Toskana, denn Italien existierte noch gar nicht.
Land der Etrusker
Die Region blickt auf eine große Vergangenheit mit teilweise bis heute ungelösten Rätseln zurück. Eines davon sind die Etrusker, die in grauen Vorzeiten hier lebten. Obwohl sie Tausende von Inschriften auf Gräbern und handwerkliche Kunstwerke hinterließen, gibt es bis heute keine gesicherten Kenntnisse darüber, woher sie eigentlich kamen. Möglicherweise aus Kleinasien, vielleicht aber auch aus Griechenland. Fest steht, dass sie etwa ab dem neunten Jahrhundert vor Christus begannen, die heutige Toskana zu besiedeln. Sie betrieben Bergbau auf hohem Niveau, bewiesen großes handwerkliches Können und entwickelten Handelsbeziehungen bis nach Nordeuropa und in den Orient. Sie gründeten Städte, die bis heute noch existieren wie Populonia am Ufer des Ligurischen Meeres. Der berühmte Zwölfstädtebund zeugt von ihren wohldurchdachten Organisationsformen. Etwas nebulös ist dann auch das Verschwinden der Etrusker, wenn auch der Vormarsch der Römer nach der Zeitenwende und das Aufgehen Etruriens im Römischen Reich der Hauptgrund sein dürfte.
Auch von den anderen Hochkulturen auf dem Gebiet der Toskana, beispielsweise der Herrschaft der Medici vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis ins erste Drittel des 18. Jahrhunderts, sind in Überfülle Zeugnisse vorhanden. Insbesondere die berühmten toskanischen Städte erlauben es, tief in die Geschichte einzutauchen. Das trifft auf Florenz ebenso zu wie auf die kleineren, aber bei Touristen ebenso beliebten Städte Pisa, Lucca oder Siena. Sie alle bieten Attraktionen, sie alle haben eine ausnehmend reiche Stadtgeschichte. Und sie alle kann man auf Briefmarken finden, seien es Ausgaben der italienischen Staatspost oder von Privatpostunternehmen So bietet zum Beispiel die erste Ausgabe der Republik Italien von 1946 Ansichten des Vecchio-Palastes in Florenz, der St. Michaels-Kirche in Lucca und des Domes zu Pisa.
Stadt der Medici
Die Hauptstadt der Region Toskana, Florenz, zählt auch weltweit gesehen zu den wichtigsten Kunstmetropolen der Menschheit. Das betrifft nicht nur die Vielzahl von Museen und Galerien, sondern auch die Plätze, Kirchenbauten, Paläste, öffentliche Standbilder – ja selbst die Grabstätten. Firenze, wie sie im Italienischen heißt, war seit jeher eine wohlhabende Stadt, im 15. und 16. Jahrhundert Zentrum des europäischen Handels und der Finanzgeschäfte, dazu der etwas luxuriösen Bekleidungsindustrie. Die reiche Familiendynastie der Medici prägte mit ihren prächtigen Bauten nicht nur das Bild der mittelalterlichen Metropole, sondern förderte auch Künste und Wissenschaften. So verschaffte sich die Stadt beiderseits des Arno den Ruf als Geburtsstätte der Renaissance. Nach der Gründung eines geeinten Italiens war Florenz von 1865 bis 1870 sogar Landeshauptstadt und noch heute gilt es weltweit als eine „Stadt der Sehnsüchte“.
Das nicht minder bekannte Pisa nahe der toskanischen Küste lag einst direkt am Meer und zählte im elften und zwölften Jahrhundert als Republik zu den mediterranen Seemächten. Ihre größte Sehenswürdigkeit verdankt die Stadt der Tatsache, dass sie auf Schwemmland steht. Denn der Turm zu Pisa hätte hier nie gebaut werden dürfen. Ihn und andere Sehenswürdigkeiten vereint der Domplatz, genannt auch der „Platz der Wunder“ (Campo dei Miracoli). Der romanische Dom aus weißem Marmor mit seiner prächtigen Fassade entstand ab der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts. Beutegut aus den Siegen gegen die Sarazenen bildete die finanzielle Grundlage. Östlich vom Dom steht der Campanile, der Glockenturm – heute bekannt als „Schiefer Turm von Pisa“. Für ihn wurde der Grundstein 1173 gelegt. Schon nach der Fertigstellung der ersten drei Geschosse begann sich der Turm zu neigen, und man musste bauliche Gegenmaßnahmen treffen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Schieflage immer bedrohlicher. In den 90er-Jahren aufwendig gesichert und restauriert, hat der Turm zwar eine Neigung von 5,5 Grad, gilt aber als gerettet.
Lucca und Siena
Ganz andere Sehenswürdigkeiten warten in den beiden anderen berühmten toskanischen Städten auf die Besucher. Lucca ist der typische Vertreter einer toskanischen Stadt mit einem alten Stadtzentrum, zahlreichen Kirchen und gemütlicher Atmosphäre. Auf den Wällen der alten Stadtmauer, sehr schön dargestellt auf einer italienischen Marke von 2013, kann ein jeder zu Fuß oder per Rad die Altstadt umrunden. Von Touristen vielbesucht sind die Kirche San Michele (St. Michael) mit ihren kleinen Galerien und die Piazza del Anfiteatro, wo auf den Mauern eines römischen Amphitheaters aus dem zweiten Jahrhundert im Mittelalter Wohnhäuser gebaut wurden. Siena im südlichen Hügelland der Toskana bietet mit seinen Kirchen und Palästen ein einzigartiges Ensemble gotischer Architektur. Auf der Piazza del Campo direkt vor dem Rathaus aus rotem Backstein gibt es zweimal im Jahr ein traditionelles Pferderennen mit Reitern aus den verschiedenen Stadtbezirken. Dann steht die Stadt Kopf.
Während die Landschaften und Städte der Toskana verständlicherweise meist auf italienischen und seltener auf Briefmarken anderer Gebiete, wie zum Beispiel der UNO, dargestellt sind, sieht es mit der philatelistischen Würdigung der großen Söhne dieser Region etwas anders aus. Denn die „Heroen der Renaissance“, sei es aus der Literatur, der Kunst oder den Wissenschaften, werden an ihren runden Geburts- oder Todestagen weltweit durch Postverwaltungen geehrt.
Leonardo aus Vinci
Wer aber sind diese große Söhne der Toskana? Auf dem Gebiet der Literatur wäre allen voran Dante Alighieri (1265 – 1321) zu nennen, der in Florenz aufwuchs. Mit seinem Hauptwerk, der „Göttlichen Komödie“, über den Weg der Seelen nach dem Tode gilt er als Schöpfer der italienischen Literatursprache. Ähnlich weltweiten Ruhm erwarb der jahrelang in Florenz wirkende Giovanni Boccaccio (1313 – 1375) mit seiner Sammlung von Novellen unter dem Namen „Decamerone“, womit er die Grundlagen der italienischen Prosa schuf. Beide waren Zeitgenossen von Francesco Petrarca (1304 – 1374), Dichter und Mitbegründer des Humanismus.
Aus dem kleinen toskanischen Dorf Caprese stammte Michelangelo Buonarroti (1475 – 1564), einer der großen europäischen Maler, Bildhauer und Baumeister. In den Uffizien von Florenz sind einige seiner eindrucksvollsten Werke heute zu sehen. Der Bildhauer Donatello (um 1386 – 1466) schuf das erste Reiterstandbild und mit „Judith“ das erste freistehende Monument einer Gruppe. Im Bereich der Wissenschaften ragt Galileo Galilei (1564 – 1642) aus Pisa hervor, der mit dem heliozentrischen Weltbild die katholische Kirche herausforderte und als Ketzer verurteilt wurde. Am schiefen Turm von Pisa übrigens untersuchte er die Gesetze des freien Falls. Erst 1992 hob die katholische Kirche die Verurteilung Galileis auf. Endlich! Auch sie erkannte seinen legendären Satz „Und sie bewegt sich doch!“ an. Der Komponist Giacomo Puccini aus Lucca, die Rockröhre Gianna Nannini aus Siena, der Filmemacher Roberto Benigni aus Arezzo – sie alle sind Kinder der Toskana. Und sie alle werden überragt durch das Universalgenie Leonardo (1452 – 1519) aus der Ortschaft Vinci, der schon als Zwanzigjähriger als Meister in die florentinische Malergilde aufgenommen wurde. Er malte die „Mona Lisa“, baute erfolgreich Festungen, erfand einen Flugapparat, sezierte Leichen und verfasste eine Schrift über die Anatomie, untersuchte Luft- und Wasserströmungen und konstruierte geniale Maschinen. Sein Grundgedanke war die Einheit von Natur und Geist.
Heimat des Chianti
Die Post Italiens stellte in den vergangenen Jahren in einer großangelegten Serie selbstklebender Marken einheimische Produkte vor, die Weltruhm erlangten. Weine aus den verschiedenen Landesteilen durften dabei nicht fehlen. Mehrere Marken widmete die Post dabei bekannten Sorten aus der Toskana, allen voran dem Chianti. Das ist ein Sammelbegriff für toskanische Weine, wobei es – ähnlich wie bei einigermaßen wertvollen Sammlermarken – zwischen echten und unechten zu unterscheiden gilt. Ein Chianti-Weingebiet wurde per Dekret schon 1716 geschaffen, doch im 20. Jahrhundert kamen mehr und mehr auch ungeeignete Anbauflächen hinzu. Der als Chianti verkaufte Rotwein wurde immer dünner und schlechter. Der Tiefpunkt war in den 70er-Jahren erreicht, und die toskanischen Winzer mussten sich etwas einfallen lassen. Mit einer Qualitätsoffensive und modernen Produktionsformen erreichten sie ihr Ziel. Heute genießt der echte Chianti wieder einen guten Ruf.
Das heutige Chianti-Gebiet erstreckt sich von Pisa im nördlichen Westen bis Arezzo im Osten der Toskana. Das Herzstück aber liegt zwischen Siena und Florenz, von hier kommt der Chianti Classico. Für ihn ist der Sangiovese die wichtigste Traube. Es werden etwa 25 Millionen Liter produziert. Äußerlich ist der klassische und auch wohl beste Chianti am Gallo Nero, dem schwarzen Hahn, am Flaschenhals zu erkennen. Aus den umliegenden Gebieten kommt der Chianti DOCG. Neben diesen beiden bedeutenden Rotweinen gibt es auch noch Dessertweine.
Insbesondere im Frühjahr, aber auch im Herbst wird die Toskana gern besucht. Philatelisten haben natürlich Gelegenheit, sich ganzjährig mit der Toskana zu beschäftigen. Marken, Maximumkarten, Ersttagsbriefe mit entsprechenden Schmuckzudrucken gibt es genug. Nicht nur aus Italien und San Marino. So war zum Beispiel die philatelistische Ehrung Leonardo da Vincis zum 500. Geburtstag 1952 eine internationale Angelegenheit. Es gab Emissionen der Bundespost, der DDR, Frankreichs, Polens, Triests, Rumäniens, Ungarns und anderer Länder – in einer Zeit, als die Postverwaltungen eine eher bescheidene Ausgabepolitik führten.
Galerie
Text: Walter Köcher / Abbildungen: Delcampe.net, Klaus Stebani / pixabay.com
Westeuropa 2022 (E 3)
ISBN: 978-3-95402-383-7
Preis: 54,00 €
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