Briefmarke der Woche: Forscher im Priestergewand
Specola Vaticana a Castel Gandolfo – hinter diesem wohlklingenden Namen verbirgt sich die päpstliche Sternwarte. Am Standort Castel Gadolfo, einer kleinen italienischen Stadt und Sommersitz des Papstes, die 25 Kilometer südöstlich von Rom liegt, feiert sie in diesem Jahr ihr 80-jähriges Bestehen. Dort trifft Kirche auf Wissenschaft: In der päpstlichen Sternwarte, dem einzigen Forschungsinstitut des Vatikan, erforschen Priester das Weltall.
Dabei sind die Anfänge der Vatikanischen Sternwarte bereits im 16. Jahrhundert zu finden, als sich das Institut noch am Collegio Romano befand. Wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung durch Straßenlaternen und Autoscheinwerfer wurde es im Jahr 1935 nach Castel Gandolfo verlegt – und dieses 80-jährige Jubiläum feiert der Vatikan jetzt mit zwei besonderen Briefmarken. Sie zeigen Pius XI. vor der Gebäudeansicht im Wert von 0.80 Euro und Papst Franziskus mit Teleskop vor einer Mondansicht im Wert von 0.95 Euro. Die Briefmarken erscheinen am Donnerstag, 19. November.
Die beiden Pontifices verbinden besondere Einschnitte mit der Sternwarte: Während des Wirkens von Pius XI. in der Zeit von 1922 bis 1939 fiel die Entscheidung des Umzugs nach Castel Gadolfo, und Papst Franziskus feiert, heute im Amt, das 80-jährige Bestehen der Specola Vaticana.
Im Ostflügel der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gadolfo überdachen zwei Kuppeln die Teleskope der Sternwarte. Sie stammen allerdings aus den 1950er Jahren und sind inzwischen veraltet. Dadurch reicht die Sicht durch die alten Teleskope nicht weiter als bis zu den Sternen der Milchstraße, außerdem ist es in Castel Gandolfo durch die Nähe zu Rom auch zu diesig und zu hell geworden ist. Deswegen unterhält der Vatikan im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona ein hochmodernes Teleskop und betreibt in Castel Gandolfo lediglich die Auswertungen und veranstaltet dort Konferenzen.
Dass sich die katholische Kirche der Astronomie öffnete, nachdem sie noch vor 400 Jahren Galileo Galilei den Prozess machte, begann im Jahr 1576 im Collegio Romano. Um den Sonnenstand besser bestimmen zu können, ließ Papst Gregor XIII. einen Beobachtungsturm, den Turm der Winde, bauen. Diesen ließ er von jesuitischen Astronomen und Mathematikern am Collegio Romano nutzen. Die Forschungen hatten sich gelohnt, denn bald darauf ordnete der Papst die gregorianische Kalenderreform an.
1610, kurz nach der Erfindung des Fernrohrs, wurde ein solches im Collegio Romano montiert und im Jahr 1774 ein höherer Turm errichtet, der auch mit besseren Instrumenten ausgestattet wurde. Ab diesem Zeitpunkt gab es eine päpstliche Sternwarte zur astronomischen Forschung, die offiziell aber erst 1891 von Leo XIII. gegründet wurde.
Die Specola Vaticana ist einer der kirchlichen Orte, an dem das Zusammenspiel von religiösem Glauben und Naturwissenschaft funktioniert. Katholizismus spielt in der päpstlichen Sternwarte durchaus eine wichtige Rolle, wenn auch eher bei den morgendlichen Messen. In Castel Gandolfo passt beides zusammen.
Liechtenstein-Spezial 2019/2020
ISBN: 978-3-95402-283-0
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