Briefmarke der Woche: Seerettung im hohen Norden
„Åland-Inseln: Fähre mit knapp 2.000 Menschen läuft auf Grund“ oder „Über 50 Schiffe im Ostsee-Eis gefangen – prekär war die Situation auch rund um die zu Finnland gehörenden Åland-Inseln“. So klingen Schlagzeilen, wenn es um Seerettung vor den Åland-Inseln geht. Bei Schiffsunglücken rücken die åländischen Rettungskräfte aus – seit 50 Jahren als Seerettungsgesellschaft „Sjöräddningssällskap“ organisiert.
Zu diesem Jubiläum gibt die åländische Regierung am 30. Oktober eine Briefmarke heraus, um diese Arbeit zu ehren und wertzuschätzen: „50 Jahre Seerettungsgesellschaft Ålands“. Das Motiv ist die Zeichnung einer Seerettungsaktion des Künstlers und Illustrators Jonas Wilén.
Das Briefmarkenmotiv ist nicht das erste aus der Feder von Jonas Wilén. Der Künstler, der aus der åländischen Stadt Eckerö stammt, hat eine Vorliebe für regionale Themen und bereits in der Vergangenheit åländische Briefmarken entworfen.
6.500 Inseln zählt die Inselgruppe Åland, von denen nur 60 bewohnt sind. Åland ist eine autonome finnische Region, in der allerdings schwedisch gesprochen wird. Neben eigenen Briefmarken hat Åland auch eine eigene Flagge und ein eigenes Steuersystem. Åland hat sogar eine eigene Regierung und Vertreter im finnischen Parlament. In außenpolitischen Angelegenheiten, Zivil- und Strafrecht sowie bei Zoll- und Geldpolitik gilt jedoch die finnische Gesetzgebung.
Zahlreiche Fährverbindungen und Brücken verbinden die Inseln miteinander. Im Winter ist es sogar möglich, sich an einigen Stellen mit Schlittschuhen über das Meer zu erreichen. 25.000 Einwohner zählt Åland. Der Tourismus ist eine Haupteinnahmequelle, denn Bootstouren, Radwandern oder Angelurlaube sind bei den Besuchern sehr beliebt. Viele Bewohner üben auch maritime Berufe aus und leben seit jeher von der Seefahrt und dem Fischen.
Die Hauptstadt Ålands ist Mariehamn mit 11.000 Einwohnern. Die „Stadt der tausend Linden“ wird von den Åländern als „Festland“ bezeichnet. Im dortigen „Sjöfartsmuseum“ erfahren Besucher viel über die Seefahrt, die Åland prägt. Im Westhafen vor dem Seefahrtmuseum kann das Segelschiff „Pommern“ besichtigt werden – angeblich die letzte Viermastbark, die noch im Originalzustand existiert.
Seerettung spielt in der gesamten Region seit jeher eine lebenswichtige Rolle. Ein besonders schweres Schiffsunglück ereignete sich am 13. Dezember 1933, als das finnische Frachtschiff „Plus“ vor den Åland-Inseln mit seiner gesamten Besatzung sank. Dabei kamen elf Menschen ums Leben.
Glimpflicher ging eines der schwersten Fährunglücke aus, als am 20. Dezember 2001 die finnische Fähre „Isabella“ vor den Åland Inseln strandete. Dabei riss die Bordwand auf, doch alle 655 Passagiere und 156 Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Schwerer Seegang mit orkanartigem Wind im Seegebiet waren die Auslöser.
Klimatische und geographische Rahmenbedingungen stellen Ålands Seerettung vor große Herausforderungen. Die Zentrale von Ålands „Sjöräddningssällskap“ ist Mariehamn. Außerdem sind Lumparland, Kumlinge, Brando, Vardö, Saltvik und Hammarland Stationen, von denen aus die Seerettung ihre Einsätze startet.
Nur in der Hauptstadt gibt es hauptberufliche Seenotretter, alle anderen Stationen funktionieren durch freiwilligen Einsatz. Dabei greift die åländische Seerettung auf ein funktionierendes Rettungsnetzwerk zurück und arbeitet unter anderem eng mit der Lifeboat Society und der Küstenwache zusammen.
© Beitragsbild: Ausschnitt aus Briefmarke Posten Åland
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