Briefmarke der Woche: Niue und der Erste Weltkrieg
Niue ist bekannt für seine unkonventionellen Briefmarken und Münzen. Die kleine Koralleninsel liegt im Südpazifik und hat nur 1200 Einwohner – die alle keine Berührungsängste mit Motiven wie Micky Maus, Darth Vader oder Dr. Who haben. Sie lassen bei der neuseeländischen Münzanstalt entsprechende Silber- und Goldmünzen prägen und haben sich auch einen Namen mit ungewöhnlichen Briefmarken-Motiven gemacht. Jetzt erscheinen jedoch Briefmarken zu einem ernsten Thema: „Niue und der Erste Weltkrieg“, einem traurigen Kapitel in der Geschichte des Mini-Staats.
Am 13. Oktober erscheinen dazu Briefmarken-Motive mit historischen Fotografien, einem Orden und einem Denkmal, alle in Bezug auf den Ersten Weltkrieg, im Block in den Wertstufen 20 c, 30 c, 1.00 $, 1.20 $, 1.40 $, 1.70 $, 2.00 $, 4.00 $.
Zur Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton druckte Niue noch Briefmarken, die überall auf der Welt entweder für Schmunzeln oder Ärger sorgten: Die Briefmarken, die William und Kate abbildeten, waren so perforiert, dass das Paar bei Verwendung der Marken getrennt werden musste. Das Briefmarken-Debakel war auch deswegen so brisant, weil Niue über ein Assoziationsabkommen mit Neuseeland verbunden und die britische Königin dort Staatsoberhaupt ist.
Diese Verbindung zwang Niue auch zum Einsatz in den Ersten Weltkrieg. Im Oktober 1915 holte ein neuseeländischer Transportdampfer unangekündigt 150 Männer zur Ausbildung nach Neuseeland ab, damit diese an der Seite Großbritanniens kämpfen sollten. Doch nicht erahnte Hindernisse taten sich auf: Die Männer aus Niue reagierten sehr empfindlich auf die Kälte, so dass die Ausbilder der britischen Regierung vorschlugen, sie nur in wärmeren Gebiete wie in Ägypten einzusetzen.
Diese Warnung wurde nicht beachtet. Im April trafen nur noch zwei Drittel der Männer in Frankreich ein, die anderen hatten es nicht bis dorthin geschafft. In Frankreich erkrankte fast die komplette Einheit an Lungenentzündung, an deren Folgen die meisten starben. Nur ein Soldat fiel im Kampf. Die Überlebenden wurden in ein englisches Krankenhaus gebracht. Dort oder spätestens während der Rückfahrt starben weitere Männer. Nur wenige hatten diesen Kriegseinsatz überlebt. Die neuseeländische Regierung schickte Dankesschreiben und Stiche von der Königin nach Niue, um das kleine Land für den Einsatz im Krieg zu ehren.
Niue wurde durch zwei Erdbeben im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Meer gehoben und ist heute eines der größten Atolle der Welt. Klimatisch liegt Niue zwischen dem tropischen und subtropischen Bereich, wird immer wieder von tropischen Wirbelstürmen heimgesucht und wurde 2004 von einem Zyklon schwer verwüstet. Viele Niueaner sind ins 2400 Kilometer entfernte Neuseeland ausgewandert, dort leben inzwischen über 20.000. Trotz der freien Assoziierung mit Neuseeland ist Niue ein selbstverwaltetes Territorium.
Niue ist stark von neuseeländischen Hilfszahlungen abhängig und versucht, über den Tourismus ein eigenes Standbein aufzubauen. Dies ist kein einfaches Unterfangen, da die entsprechende Infrastruktur nicht vorhanden ist und schroffe Klippen fast überall den Zugang zum Meer verhindern. Der Verkauf von Briefmarken und Münzen ist allerdings eine wichtige Einnahmequelle geworden: Auch wenn insbesondere die Münzen mit ihren unkonventionellen Prägungen unter den Sammlern kontrovers bewertet werden, sorgen sie doch immer wieder für Furore.
Südosteuropa 2022 (E 8)
ISBN: 978-3-95402-388-2
Preis: 59,00 €
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