Briefmarke der Woche: Albanische Einsichten
Unsere aktuelle Briefmarke der Woche mag vielleicht nicht das interessanteste Motiv von ihren Machern erhalten haben: Eine Vermählung der nationalen Flagge mit dem Sternenbanner der Europäischen Union. Doch Albanien als unbestreitbarer Teil des europäischen Festlandes wird uns als jüngster EU-Beitrittskandidat in Zukunft noch die eine oder andere politische Debatte bereiten. Grund genug, sich dieses kleine bergige Land auf der Balkanhalbinsel einmal etwas genauer anzusehen.
Albanien mit heute etwa 2,8 Millionen Einwohnern ist umgeben vom Kosovo, Montenegro, Mazedonien und Griechenland, und grenzt im Süden und Westen mit Kiesstränden zum Mittelmeer und Ionischen Meer. Bevor das Land ab dem 15. Jahrhundert durch die imperialistischen Bestrebungen des Osmanisches Reiches einverleibt wurde, war es in regem Wechsel von verschiedenen antiken Kulturen ganz oder nur teilweise beherrscht. Das Osmanische Reich hinterließ aber nach fast 400 Jahren Herrschaft einen der nachhaltigsten Einflüsse: Fast alle Bewohner traten zum Islam über. Mit dem Zusammenbruch der orientalischen Übermacht und nach dem Ersten Balkankrieg erlangte Albanien 1912 dann seine Unabhängigkeit, wurde in den heutigen Grenzen eingefasst und als Königreich deklariert. Für wenige Monate war das Reich sogar unter deutscher Herrschaft geführt, bevor es in die politische Bedeutungslosigkeit und erneute Staatenlosigkeit fiel.
Sowohl im Ersten als auch Zweiten Weltkrieg rissen die kriegsführenden Mächte die Herrschaft an sich, es folgte nach der Befreiung 1944 eine kommunistische Diktatur unter Enver Halil Hodscha, der Anschluss an Titos Jugoslawien mit baldigem Bruch des Bündnisses, der Schulterschluss mit der Sowjetunion wieder mit Bruch und schließlich die Anlehnung an die Volksrepublik China ab 1961. Letztere Orientierung führte ab 1969 zu dem von Mao Tse Tung gefordertem Religionsverbot in Albanien.
Fünf Jahre nach dem Tod von Enver Hodscha wurde das kommunistische Regime 1990 ausgehend von Studentenprotesten gestürzt und schon ein Jahr später konnten die ersten freien Wahlen abgehalten werden. Sieger waren zunächst wieder die Kommunisten, jedoch schon eine weiteres Jahr später hatten demokratische Parteien die Regierung übernommen und Reformen für Wirtschaft und Demokratie eingeleitet.
Die dennoch weitverbreitete Korruption, Amtsmissbrauch bei Politikern und zu einem großen Teil die Unbedarftheit eines durch Privatüberweisungen von im Auslandsalbanern entstandenen Wohlstandsbürgertums kam es 1997 zu einem Zusammenbruch der albanischen Wirtschaft. Die neuen „Geldbesitzer“ investierten ihr Geld gutgläubig in Pyramidensystem-Firmen, die ihren Gläubigern hohe Renditen versprachen, die sie nur über neue Investoreneinlagen generieren konnten. Im Jahr 1997 war es dann soweit: Die Wette ging nicht auf, die Betrüger-Firmen meldeten Insolvenz an und viele Albaner verloren ihr gesamtes Vermögen. Der daraufhin folgende sogenannte Lotterieaufstand ging mit massiven Protesten und Zornesausbrüchen gegenüber Staat und staatlichen Organisation einher, so dass die Regierung den Ausnahmezustand ausrief. Viele Menschen flüchteten ins Ausland, ausländische Botschaften schlossen und evakuierten ihre Bürger.
Albanien ist seither auf dem Weg in die Europäische Union: 2006 wurde das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichnet. Am 1. April 2009 trat das Land der NATO bei und seit dem 24. Juni 2014 ist Albanien offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union.
Südosteuropa 2022 (E 8)
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Bei uns kommt das Christkind – aber still und leise geht es wieder. Nur ein zarter Glöckchenklang verkündet sein Dagewesensein.