Marke der Woche: Universum Apfel
In den USA erscheint am 17. Januar eine kleine schlichte Sondermarken-Serie mit dem Namen „Apfel“. Darauf zu sehen sind Zeichnungen der Sorten Baldwin, Granny Smith, Golden Delicious und Northern Spy. Zwei dieser Sorten sind auch bei uns in den Auslagen häufig vertreten. Der Baldwin soll angeblich aus Massachusetts stammen, wo es sogar einen Gedenkstein für ihn gibt. Er ist eine „harte Nuss“ im rohes Verzehr und wird daher eher für Kuchen oder Cider verwendet. Dafür zeichnet er sich durch eine gewisse Unverwüstbarkeit aus, benötigt kaum Schutz vor Ungeziefer und bekommt bei Lagerung und Transport keine Druckstellen. Der Northern Spy ist etwas empfindlicher, dafür lässt er sich aufgrund seines langsameren Reifeprozesses gut und lange lagern und bietet einen hohen Vitamin-C-Gehalt. (…weiter…)
Überhaupt ist die gesundheitsfördernde Wirkung des Apfels eine bekannte Tatsache. Seltsamerweise scheint dieser alte Begleiter der Menschheit dennoch einen schwierigen Stand zu haben, wenn man sich die Zahlen und Statistiken zur Gesundheit in der industrialisierten Welt anschaut. Es wäre interessant zu beobachten was passierte, wenn man den Menschen anstelle all ihrer Wellness-, Fitness- und Was-weiß-ich-ness-Nahrungsergänzungen jeden Tag einen Apfel auf den Teller brächte. Wer weiß, vielleicht wäre der Effekt messbar. Zwar wäre dies natürlich volkswirtschaftlich negativ, denn wir müssen diesen ganzen Quatsch ja kaufen, um die Wirtschaft am Leben zu halten; auch stellt sich Frage, ob eine so preiswerte Antwort auf die Fragen gesundheitlicher Vorsorge nicht systemrelevante Unternehmen gefährdete, denn Demokratie heißt ja bekanntlich, dass alle Menschen teuer für etwas bezahlen, was sie gar nicht haben wollen. Herrje, das Thema Äpfel macht so streitlustig. Eris war es bekanntlich, die griechische Göttin des Zwistes, die mit ihrem goldenen Apfel Königssohn Paris in Entscheidungsnot, Göttin Athene auf die Palme und Troja den Untergang brachte. Von der Rolle des Apfels bei der Vertreibung der Menschen aus dem Paradies ganz zu Schweigen…
Die Kelten andererseits verehrten den Apfel als göttlich, spendete er doch Leben und symbolisierte die ebenso lebenspendende Sexualität. Auch für die Osmanen waren goldene Äpfel etwas durchweg Begehrenswertes. Denn sie bezeichneten so die großen Hauptstädte des Westens, die es zu erobern galt. Zwei von Vieren schafften sie, nämlich Konstantinopel und Budapest, an Wien bissen sie sich manchen Zahn aus, derweil Rom unberührt verrottete. Der „Big Apple“ New York stand allerdings nie im Fokus. Doch auch der Westen hatte seine Vorlieben für diese Frucht. Denn welch Zufall, man bezeichnete die Reichsinsignie der von einem Kreuz gekrönten Weltkugel gemeinhin als Reichsapfel. Der Zankapfel ist ebenso gebräuchliches Idiom. Ob Luthers Apfelbäumchen, Goethes anzügliche Obsession für Äpfelchen, die Vorliebe alter und junger Kinder für Unterhaltungselektronik oder die Plattenfirma der Beatles. Der Apfel ist überall. Und jetzt prangt er wieder einmal auf Sondermarken. Schaden kann das nicht. Aber bevor man sich über einen Apfel streitet, könnte man es ja mit teilen versuchen, oder?
Österreich Münzkatalog 2022
ISBN: 978-3-902662-63-7
Preis: 49,90 €
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