Marke der Woche: Giganten
Die französische Postverwaltung veröffentlicht Ende dieser Woche eine weitere Marke zu Ehren der Regionen und Départements. Dieses Mal bezieht sich das Motiv auf die Stadt und das Territoire von Belfort. Zu sehen ist das Wahrzeichen, der gewaltige Löwe von Belfort, vor der Zitadelle der Stadt. Diese Festung war Schauplatz einer erbittert ausgefochtenen Belagerung im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Von November bis Februar verteidigte sich die französische Garnison hartnäckig gegen deutsche Sturmangriffe und Artilleriebeschuss. Doch als die sehnlichst erwarteten Entsatztruppen von einer deutschen Armee aus dem Feld geschlagen worden waren, blieb nur noch die Kapitulation. Diese wurde schließlich, in Anerkennung der hervorragenden Tapferkeit der Verteidiger, mit allen militärischen Ehren gewährt. Der Abzug der Franzosen fand unter Waffen und inklusive Mitnahme des Festungsarchiv statt. Dass man dem Mut und der Ausdauer der tapferen Männer ein Denkmal setzen wollte, lag nahe. So fügte es sich prächtig, dass ein großer „Bildhauer aus Leidenschaft“ seinerzeit beständig nach neuen Aufgaben suchte und eine solche dann in Belfort fand. (…weiter…)
Frédéric Auguste Bartholdi stammte aus wohlhabenden Verhältnissen und widmete sich seiner Kunst mit unbefangener Freude. Dass er über sie im Laufe seines Lebens seinen Wohlstand vergrößern konnte, war eher eine Begleiterscheinung. Aus seine Hand stammte schließlich auch der Löwe von Belfort. Die ursprünglich geplante Ausrichtung der Riesenkatze, nämlich wütend gen Deutschland fauchend, wurde jedoch nach Protesten der Sieger von 1871 um 180 Grad gedreht, sodass das Tier nun in sein Heimatland hinein blickt. Der beeindruckenden Wirkung des Geschöpfs tut dies keinen Abbruch. Das Zierfeld der Markenausgabe zeigt den Künstler schließlich zusammen mit seinem größten Werk, denn auch in seinem Fall stand der Schöpfer im Schatten des Geschöpfes. Die fackeltragende Dame gehört vermutlich, ganz im Gegensatz zum Antlitz Bartholdis, zum kollektiven Bildgedächtnis der westlichen Welt. Auch wenn sie wohl eher eine Notlösung war…
Ursprünglich träumte Bartholdi davon, eine Fackelträgerin an der Mündung des Suezkanals in Ägypten aufzustellen. Er war gerade zu besessen von dieser Idee. Doch allen Überzeugungsversuchen zum Trotz ließ sich der damalige Vizekönig Ismail Pascha „der Prächtige“ nicht zur Umsetzung – also Finanzierung – dieses Projekts bewegen. Welch Wink des Schicksals also, dass Bartholdi sich unmittelbar darauf in die Planung einer „Freiheitsstatue“ für die USA einbringen konnte, welche von einer Gruppe französischer Amerika-Freunde zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung errichtet werden sollte. Die gewaltige Statue wurde sein hervorragendes Meisterwerk.
Die schöne Sondermarke aus Frankreich vermag mit diesem Ensemble einmal mehr Zusammenhänge zu erschließen und dem Ruf der Philatelie gerecht zu werden, den Blick und das Wissen beständig zu erweitern. Herzlichen Dank!
Benelux 2021/2022 (E12)
ISBN: 978-3-95402-362-2
Preis: 52,00 €
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