Marke der Woche: alt und schön

Schmugglerbus aus ÅlandIn dem autonomen Insel-Archipel Åland kommen diese Woche, am 19. September, zwei Sondermarken in den Umlauf, die historischen Autobussen gewidmet sind. Die beiden Fahrzeuge stammen aus den Jahren 1924 und 1954, also im Falle der ersten Marke wirklich aus den Anfangstagen des motorisierten öffentlichen Nahverkehrs. Vermutlich dürfte die Zahl der Automobile in den 1920er-Jahren auf den Ostseeinseln insgesamt nicht allzu groß gewesen sein. Der abgebildete Ford TT erfreute sich jedoch noch einer ganz anderen Berühmtheit. Sein Spitzname lautete nämlich „Schmugglerbus“. (…weiter…)

Wie auch in anderen Nationen hatte sich zu Beginn der vergangenen Jahrhunderts in Finnland eine politische Gruppe darin versucht, ihre persönlichen Vorstellungen von Anstand und Moral der Bevölkerungsmehrheit aufzunötigen. Mit absehbarem „Erfolg“: die Alkoholprohibition in Finnland führte wie auch seinerzeit in den USA zu intensivem Schwarzbrennen, ausgedehnten Schmuggelaktivitäten und nicht zuletzt zu sehr viel mehr Alkohol-Opfern, als es vorher der Fall gewesen war. Geschmuggelter Alkohol musste ja aus Platzgründen möglichst hochprozentig sein und so wurde mancher Biertrinker unfreiwillig zum Schnapstrinker. Nach zwölf Jahren sollte der Spuk schließlich vorbei sein, als eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung in einem Referendum gegen die Fortsetzung der Prohibition entschied.
Aber im August 1925 galt es noch, unauffällig heiß begehrte Ware zu transportieren, und so geschah es auf vermutlich nicht unbegründetem Verdacht, dass Polizei und Staatsanwalt den abgebildeten Ford TT mit Rafael Virtanen hinter dem Steuer nachts in einer Seitenstraße von Saltvik stoppten. Selbstverständlich hatte der Kraftwagenbesitzer lediglich „eine Fuhre Krebse“ geladen. Selbstverständlich wurde diese Ausrede durchschaut und der Wagen samt Ladung, etlichen Kanistern Hochprozentigem, beschlagnahmt. Herr Virtanen und seine Freunde wurde zu einer Geldstrafe veruteilt, der Bus hingegen erwarb sich bis heute anhaltenden Ruhm als „Schmugglerbus“.

Der müde Theodor auf BriefmarkeDas zweite Modell hat weniger aufregende Erlebnisse zu verbuchen, was aber seinem Naturell gerecht wird. Denn dieser Bus vom Typ Volvo L224 trägt den schönen Namen „Müder Theodor“, was allerdings fairerweise nur seiner schwachen Motorleistung geschuldet war. Er wurde nach langen Jahren in Vergessenheit Ende der 1970er-Jahre in einem Schuppen wiedergefunden. Der Zustand war, abgesehen von spröden Gummireifen und kleineren Alterserscheinungen, einwandfrei. Heute führt er ein beschauliches Oldtimer-Leben und kann auf manche Messe und Automobil-Schau zurückblicken.

Freunde historischer Busse hatten noch bis vor wenigen Jahren auch in Europa die Chance, mit solchen Modellen zu fahren. Die Mittelmeerinsel Malta verfügte lange Zeit über die dienstälteste Omnibus-Flotte Europas. Doch ihre Ära ging vorüber; immerhin verabschiedete sich die maltesische Postverwaltung von Ihnen mit einer großzügigen Sondermarkenserie, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

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Authored by: Jan Sperhake

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