Zinnober Zacke: Briefmarkenkataloge

Zinnober lässt Dr. Phil schlafen – und erntet dafür nichts als Undank.

Als ich mit Dr. Phil bei der letzten Briefmarken-Messe am Jugendstand mit seinem Briefmarken-Pool vorbeikam, stach mir aus der Masse der Briefmarken sofort eine ins Auge. „Wie ein Geier“ sei ich auf die Briefmarke zugeschossen, behauptete später Dr. Phil. Sie sah eigentlich nicht sehr schön aus, aber ich hatte aus der Ferne die Nominale gesehen: 56+44. Eine deutsche Zuschlagsmarke! Ich war sehr froh, dass ich sie für einen einzigen Cent kaufen konnte. (…weiter…)

Auf der Rückfahrt von der Messe blätterte ich in Dr. Phils Briefmarkenkatalog. Es dauerte eine Weile, aber dann hatte ich meine Briefmarke gefunden. Sie ist im Katalog immerhin 3 Euro wert. Aber dann fiel mir auf, dass die Briefmarke im Katalog eine andere Nominale hatte: 110+50. Komisch. Ich war drauf und dran, Dr. Phil zu wecken, beschloss dann aber doch, damit bis fünf Minuten vor dem Aussteigen zu warten. Sonst hätte er mir nur wieder einen Vortrag gehalten!

Ich sah aus dem Fenster – und wieder in den Katalog. Ich betrachtete meine Marke: Die Landesbeschriftung lautete „Deutschland“. Dr. Phil hätte mir sicher sofort sagen können, dass ab 1995 alle deutschen Briefmarken die Inschrift „Deutschland“ haben. Gleichzeitig hätte er wahrscheinlich noch darauf hingewiesen, dass es da noch drei Ausnahmen gäbe, aber das hätte mich genauso angeödet wie der Hinweis auf Briefmarken aus der Besatzungszeit, die ebenfalls die Inschrift „Deutschland“ haben. Geier Zinnober kreiste da lieber einsam im Katalog über den Jahrgängen ab 1995… Wieder kam ich bei meiner ersten Fundstelle an, und da sprang es mir in die Augen: Eine kleine Zeile am Ende des Eintrags: „In ähnlicher Zeichnung: MiNr. 2278“. Krass! Das hätte ich ja auch gleich lesen können!

Zinnober im GlĂĽck

Schnell blätterte ich zu Nummer 2278. Und was sah ich da? Es gibt meine Marke in zwei Versionen: 2278A und C. Der Unterschied zwischen den beiden ist auch notiert: Entweder ist die Marke senkrecht 13 1/2 oder 14 gezähnt. Ich zog Dr. Phils Wasserzeichensucher aus seiner Anzugtasche und wartete, bis der Zug hielt. Zur exakten Bestimmung des Zähnungsmaßes darf es nämlich nicht so wackeln. Ich konnte es kaum glauben: Meine Briefmarke war die teurere C-Version! Echt heftig!

Der Zug fuhr wieder los. Vor den Fenstern glitt unser Zielbahnhof an uns vorbei. Dr. Phil sprang auf und machte mich an: „Warum hast Du mich nicht geweckt?“. Ich berichtete von meiner Forschungstätigkeit und wies ihn darauf hin, dass ich alle Probleme alleine gelöst hatte. Er murmelte gereizt: „Da steht doch eine Jahreszahl unten am Rand!!!“ Ach ja, das erwähnte Dr. Phil schon einmal. Die Jahreszahl ist echt praktisch. Das spart das kreisen … äh suchen. Irgendwie schien Dr. Phil etwas verstimmt zu sein. Jedenfalls verabschiedete er sich mit den Worten „Den BMS-Artikel schreibst Du alleine! Und zur nächsten Messe fahren wir mit dem Auto!“ Na, hoffentlich schläft er nicht am Steuer ein! Aber ehrlich: Muss man sich so aufregen, bloß weil ich eine Briefmarke bestimme, ohne ihn zu wecken?

Zinnober Zacke

 

Ausschnitt aus der Zinnober-Seite des September-BMS.

Ausschnitt aus der Zinnober-Seite des September-BMS.

Zinnober informiert

Wenn man eine Briefmarke nach Katalog bestimmen will, sollte man als erstes die Briefmarke genau lesen. Das geht übrigens recht schnell. Wenn die Briefmarke eine Jahreszahl hat, hat man schon fast gewonnen. Bei gestempelten Briefmarken ist natürlich auch das Stempeldatum hilfreich. Den Katalog muss man dann aber wirklich genau lesen – und nicht bloß zu überfliegen, so wie ich das erst getan habe. Nächstes Mal werde ich Dr. Phil dann wohl doch lieber wecken, damit ich nichts übersehe…

 


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Authored by: Torsten Berndt

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